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Initiative Hörgesundheit Audio Welle
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EuroTrak: Die Hörstudie 2022

Die EuroTrak Hörstudie ist die größte internationale Vergleichsstudie zu Hörverlust und Hörgerätenutzung. Seit 2009 untersucht das Züricher Marktforschungsunternehmen Anovum im Auftrag der Europäischen Vereinigung der Hörsystemehersteller (EHIMA) und des Bundesverbandes der Hörsysteme-Industrie e. V. (BVHI) die Verbreitung von Hörschäden und die Ergebnisse einer Therapie mit Hörsystemen.

Die Ergebnisse der Studie dienen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Folgen von unbehandeltem Hörverlust und für die Bedeutung rechtzeitiger Therapie. Zudem geben sie Aufschluss über die Prävalenz von Hörverlusten in verschiedenen Ländern und Altersgruppen sowie über die Erfahrungen von Hörsysteme-Trägern und unversorgten Schwerhörigen in verschiedenen Lebensbereichen. Erstmals im Jahr 2009 in Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich durchgeführt, wurden seitdem über 630.000 Menschen in 16 Ländern in insgesamt 42 Studien befragt. Die Online-Panel-Befragungen finden in der Regel im Drei-Jahres-Rhythmus in Europa sowie in Australien, China, Japan, Neuseeland, Südkorea und den USA statt. Die Wiederholung einer Umfrage alle drei Jahre ermöglicht es, geografische und zeitliche Trends zu erkennen.

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Studie EuroTrak


Studie EuroTrak erläutert


Infografiken EuroTrak


EuroTrak Präsentation Live-Aufzeichnung

vom 1.6. 2022

Hörverlust und damit verbundene Kosten

Die Folgekosten unversorgter Hörminderung in Europa betragen 185 Milliarden Euro – pro Jahr*. Sie entfallen auf Kosten aufgrund geminderter Lebensqualität in Höhe von 130 Milliarden Euro sowie auf Produktivitätsverluste in Höhe von 55 Milliarden Euro.

Die Zahlen für Deutschland sind gleichfalls beeindruckend: Von 5,8 Millionen Menschen (über 15 Jahre), die mit einer beeinträchtigenden (also höhergradigen) Hörminderung leben, tragen lediglich 2 Millionen Hörsysteme. Die jährlichen Kosten aufgrund von Produktivitätsverlusten und gesunkener Lebensqualität unversorgter Menschen mit Hörminderungbelaufen sich auf 39 Milliarden Euro. Für jede Person mit unversorgtem Hörverlust sind das 10.300 Euro jährlich. Die Zahlen könnten sogar noch höher liegen, da es mehr Menschen gibt, die mit nicht diagnostizierten Hörminderung leben. Laut EuroTrak 2022** schätzen 11,1% der Bundesbürger - etwa 9,24 Mio. Menschen - ihre Hörfähigkeit selbst als gemindert ein. Nur 81% lassen sich ärztlich diagnostizieren und nur 41% lassen sich hörakustisch therapieren.

Vorteile einer Hörgeräteversorgung für das Arbeitsleben

Gemäß der EuroTrak Hörstudie 2022 vergehen im Durchschnitt drei Jahre zwischen dem Bekanntwerden des Hörverlusts und einer Versorgung mit Hörgeräten. Damit nehmen Betroffene unter Umständen über Jahre hinweg eine niedrigere Lebensqualität und berufliche Nachteile in Kauf. Laut der britischen Studie „Hearing Loss – Numbers and Costs“ aus dem Jahr 2019 sind Menschen mit einer unversorgten Schwerhörigkeit eher in Berufen mit niedrigerem Anforderungsprofil beschäftigt als normalhörende oder mit Hörsystemen versorgte Arbeitnehmer. Zudem arbeiten jene häufiger in Teilzeit oder sind aufgrund ihrer Belastung in Frührente.

Einen Arbeitstag mit eingeschränktem Gehör zu überstehen ist in der Tat belastend – körperlich und mental. EuroTrak 2022 weist aus, dass 95% aller Befragten ihre Hörsysteme am Arbeitsplatz als nützlich erachten. Ferner berichten deutlich weniger Hörsysteme-Träger (36%), abends körperlich erschöpft zu sein, als unversorgte Hörgeminderte (64%). Mental erschöpft sind sogar nur 27% der versorgten gegenüber 47% unversorgten Menschen mit Hörminderung.

Gesundheit

Die Folgen einer Schwerhörigkeit können alle Lebensbereiche betreffen. Persönliche Interaktionen werden anstrengender und zunehmend vermieden. Besprechungen, Telefonate, selbst das Fernsehen können zur täglichen Herausforderung werden. Das kann zu sozialer Isolation und insgesamt zu einem Verlust der Lebensqualität führen.

Neben psychischen und sozialen Folgen kann die ständige Anstrengung, Signale der Umgebung trotz eingeschränkten Hörvermögens aufnehmen und verarbeiten zu wollen, auch zu erhöhter Müdigkeit, körperlicher Erschöpfung, Kopfschmerzen und Stress führen.

Bleibt ein Hörverlustunbehandelt, kann dies vor allem bei älteren Erwachsenen zu einem Nachlassen der kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Studien zufolge ist unbehandelter Hörverlust bei Menschen mittleren Alters der größte modifizierbare Risikofaktor für eine spätere Demenz-Erkrankung (Livingston et al. 2017). Für Schwerhörige, die ihre Hörminderung mit Hörgeräten ausgleichen, scheint das Demenzrisiko hingegen nicht erhöht zu sein (Amieva et al. 2018).

Besserer Schlaf, weniger Erschöpfung

In der EuroTrak Hörstudie 2022 geben Hörgeräte-Träger an, abends seltener körperlich und mental erschöpft zu sein als unversorgte Menschen mit Hörverlust.

Auch sind Hörgeräte-Träger mehrheitlich (60%) mit ihrer Schlafqualität zufrieden. Bei den unversorgten Personen, die mit einer Hörminderung leben, sind es dagegen nur 40%.

Sicherheit im Straßenverkehr

Millionen Menschen in Deutschland nehmen täglich lange Strecken auf sich, um zur Arbeit zu gelangen. Fast ein Viertel der Deutschen hat – laut statistischem Bundesamt – einen Arbeitsweg zwischen 30 und 60 Minuten. Fünf Prozent sind sogar mehr als eine Stunde unterwegs. Doch nicht nur die reine Fahrtzeit kann mitunter anstrengend sein. Auch die Wartezeit in der Bahnhofshalle kann eine akustische Herausforderung darstellen und, ebenso wie Verkehrslärm, für Menschen mit einer Hörminderung echten Hörstress bedeuten. Nicht gut zu hören, kann auch das Sicherheitsempfinden als Verkehrsteilnehmer negativ beeinflussen.

Menschen, die ihre Hörminderung versorgen lassen, sind davon weniger betroffen: Die EuroTrak Hörstudie 2022 bestätigt, dass sich 71 % der Hörgeräte-Träger in städtischer Umgebung sicherer fühlen, seit sie Hörgeräte tragen.

66% der befragten Hörgeräte-Träger berichten, sich seit ihrer Hörgeräteversorgung sicherer beim Auto-, E-Bike- und Fahrradfahren zu fühlen.

Eine Erklärung kann in der wiedergewonnenen Fähigkeit zum Richtungshören liegen. Hörgeräte-Träger können so beispielsweise einschätzen, aus welcher Richtung sich andere Verkehrsteilnehmer nähern – ohne diese zu sehen. Um sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen, ist diese Fähigkeit essenziell. Zudem sind mit Hörsystemen versorgte Menschen im Straßenverkehr besser in der Lage, rechtzeitig auf akustische Warnsignale und vergleichsweise leise Geräusche wie heranfahrende Elektroautos zu reagieren.

Mobil auch im Alter

Menschen, deren Hörverlust nicht versorgt wird, riskieren vermehrt Verletzungen und Stürze. Bereits eine Hörminderung ab 25 Dezibel erhöht die Gefahr zu stürzen um fast das Dreifache.
Das ist das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, die ebenfalls herausgefunden hat, dass das Sturzrisiko von Hörgeräte-Trägern erheblich sinkt (Lin/Ferrucci 2012). Eine unversorgte Schwerhörigkeit birgt insbesondere für ältere Menschen ein höheres Invaliditätsrisiko (Chen et al. 2015). Ihr Risiko, zur Bewältigung des täglichen Lebens von anderen Menschen abhängig zu werden, steigt um 28 Prozent (Amieva et al. 2018).